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Kronen Zeitung - 30.08.2009
Festival-Quartier mit Sonnendeck
Orpheum bekommt während des "steirischen herbst" einen hölzernen Vorbau

Der "herbst" ist der Nomade unter den Festivals. Seit 2006 wurden Künstlerhaus, Karmeliterplatz und Joanneum zu Festivalzentren umgestaltet, von 25. September bis 18. Oktober 2009 ist das Grazer Orpheum als Quartier an der Reihe. Der "herbst" nimmt nicht nur das Haus in Beschlag, davor entsteht ein hölzerner Anbau.

2008 nutzte der "herbst" als Hauptquartier das zeitweilig brachliegende Joanneumgebäude in der Neutorgasse. Aber auch das Orpheum sei ein Ort in "einer Art Zwischenphase" erläutert "herbst"-Kurator Reinhard Braun: "Es leidet unter den Umbauten der 80er, die bald neuen Umbauten weichen werden. Diese Zwischenphase eröffnet uns die Möglichkeit, ein Terrain zu erschließen, das unseren Anforderungen entspricht."

Da der neue Chef des Orpheums, Christoph Thoma, merkbar bemüht ist, dem Haus ein neues, zeitgemäßeres Image zu geben, kam der "herbst" als Alleinmieter für dreieinhalb Wochen wohl gerade recht. Im Foyer, das während des "herbst" als Bar- und Caféraum dienen wird, sind die baulichen Korrekturen bereits sichtbar. Die grässlichen Lochblech-Verbauungen aus den 80ern wurden von den Wänden genommen, das Foyer mit seinem schönen Glas-Kiosk vermittelt ein wenig die Aura der Entstehungszeit des Gebäudes. Das im zweiten Weltkrieg zerstörte Orpheum war 1899 als Varieté-Theater erbaut worden.

Im Orpheum selbst nutzt der "herbst" Foyer und beide Säle als Veranstaltungsort, die auffälligste Veränderung ist jedoch das "Schauhaus", das derzeit am Vorplatz entsteht. Das Wiener Architekturbüro MVD hat einen zweigeschoßigen Holzbau konstruiert, der Raum für Info- und Kartenbüros sowie kleinere Veranstaltungen bietet und auch ein lila-rotes Sonnendeck umfasst.

Die Qualität dieser dreiwöchigen architektonischen Intervention sieht Braun darin, dass das Schauhaus keine spezielle Art der Nutzung vordefiniere: "Unbehelligtes Abhängen oder aktives Interesse, Rückzugsgebiet oder Auslage, Schauen oder Mittun, diesen Raum können sich Besucher auf unterschiedlichste Art aneignen."

Martin Gasser