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Kronen Zeitung - 17.10.2009
Belastendes Erbe der Diktatur


Die Militärdiktatur (1976 bis 1983) hat in Argentinien deutliche Spuren hinterlassen. Lola Arias und ihre sechs Akteure - allesamt in diesem Zeitraum geboren - setzen sich in ihrer Produktion "Mi Vida Después (Mein Leben danach)" kritisch, humorvoll und sehr persönlich mit ihrer Elterngeneration auseinander.

Ein eindrucksvolles Bild der eigenen Generation und auch jener der Eltern zeichnet die argentinische Theatermacherin Lola Arias. Ihr Stück "Mi Vida Después" erfuhr im Festivalzentrum des "steirischen herbst" seine österreichische Erstaufführung.
Vom Revolutionär und Peronisten über einen Bankbeamten, einen Priester und ein Journalistenpaar im Exil bis hin zum Geheimagenten reicht das breite Spektrum der elterlichen Betätigungsfelder. Wie nun die Kinder mit dieser Vorgabe (mitunter auch immensen Bürde) umgehen, ist Thema dieser faszinierenden und sehr berührenden Produktion. Die Mittel, die Lola Arias einsetzt, sind im aktuellen Theater nicht weiter ungewöhnlich: Projektionen, liveMICHAELA REICHARTgespielte Musik, ein paar Requisiten, die alles sein können. Wie sie diese aber zum Einsatz bringt, wie sie die Texte arrangiert und wie sie die kleinen Erinnerungsstücke einwebt, das verleiht dem Abend eine sehr persönliche und direkt ansprechende Note.
Dass die erzählten Geschichten die realen Biografien der sechs Akteure sind, macht das Ganze noch unmittelbarer. Und es fasziniert, wie die große Bandbreite an Gefühlen auf der Bühne ausgedrückt wird. Ob sich das Entsetzen in einen Trommelsolo entlädt oder Trauer im Abhören alter Tonbandaufnahmen - hier wird mit den Eltern nicht abgerechnet, sondern jeder einzelne versucht zu verstehen. Ein großer Abend!