korso - 01.10.2009
10. Oktober: Gleich gültig; gleichgültig im „herbst“
„All the same – was gilt, wenn alls gleich und gültig ist“: So lautet das Leitmotiv des steirischen herbstes.
Am 10. Oktober findet dazu auch eine Konferenz mit besonderer Besetzung statt.
Wenige Begriffe gibt es, die so sehr ideologischer Interpretation, aber
auch Verfälschung ausgesetzt sind wie jener der Gleichheit: Da wird
„Chancengleichheit“ von konservativer Seite mit negativ konnotierter
„Gleichmacherei“ denunziert, die Egalité der französischen Revolution
nur mehr im juristischen Sinn der bloßen Gleichheit vor dem Gesetz
interpretiert (die selbst in manchen Bereichen ganz offiziell nicht
mehr gilt, wenn man etwa das Asylrecht betrachtet). Während die
materielle Ungleichheit zunimmt, wächst auch die Gleich-Gültigkeit
gegenüber diesem Zustand. Und die Postmoderne neigt dazu, Sinnentwürfe,
mögen sie nun die Geschichte oder bloß eine Biografie betreffen, als
gleich gültig und damit letztendlich als überflüssig zu qualifizieren.
Dabei
beruht die kapitalistische Gesellschaft ironischerweise auf einer
Gleichsetzung des Nichtgleichen: Der allgemeine Tausch funktioniert
nur, weil die Waren trotz völlig unterschiedlicher Gebrauchswerte und
physischer Eigenschaften einen Tauschwert repräsentieren, dessen
Maßstab die für ihre Herstellung verausgabte Arbeitszeit ist.
Interdisziplinär und wahlverwandt.
Über verschiedene Aspekte von Gleichheiten und Ungleichheiten
räsonnieren bei der Konferenz „All the same – Was gilt, wenn alles
gleich und gültig ist – Konferenz der Wahlverwandtschaften“ am Samstag,
den 10.10.2009 von 11.00 bis 17:00 im Festivalzentrum des herbst im
Orpheum die Künstler deufert&plischke, der Soziologe Wolfgang
Eßbach, der Mediziner und Philosoph Michael Hagner, Krassimira
Kruschkova (Leiterin des Tanzquartiers Wien), die Philosophin Catherine
Malabou und die Philosophen Marcus Steinweg und Bernhard Waldenfels.
Das
Besondere: Jede/e Vortragende wurde von ihrem/r jeweiligen Vorredner/in
eingeladen: Nach dem Willen der Veranstalter ist „die so entstehende
Vortragskette ein spielerischer, aber sehr ernsthafter Versuch, unsere
heutigen Gesellschaften wieder als eine Kultur der Differenz zu denken
– und zugleich klare Kriterien für die eigene Wahl zu formulieren.“