artmagazine.cc - 05.10.2009
Kaleidoskop in Sound und Bild
Camera Austria: Artur Zmijewski - "Democracies" und andere Arbeiten
Der Begriff der „Demokratie“ ist mittlerweile zu einem sehr
strapazierten geworden. Artur Zmijewski nennt seine aktuelle Serie von
Videos „Democracies“ (2007-09), bestehend aus mehr als 20 Videos.
Darunter befinden sich so unterschiedliche Begebenheiten wie
Demonstrationen in den von Israel besetzten Gebieten des
West-Jordanlandes, von politischen AktivistInnen in Polen, das
Nachspielen das Warschauer Aufstandes, Aufmärsche anlässlich des Tages
der Arbeit in Deutschland oder religiöser Gruppierungen in Nordirland,
aber auch das Fanaufkommen während der Live-Übertragung des
Fußballmatches Deutschland-Türkei in Deutschland sowie die
Begräbnisfeierlichkeiten von Jörg Haider in Wien und Klagenfurt. Diese
sind – der Technik sei Dank – elegant auf Flatscreens entlang der Wände
der Galerie montiert und wirken wie eine Bildergalerie. Betrachter oder
Betrachterin können an den Bildern (=Monitoren) vorbeischlendern und
nach eigener Wahl hier und da verharren und dem Treiben zuschauen. So
bilden sich eigene Prioritäten und Objektivitäten, die der Künstler die
Betrachter frei wählen lässt.
Eine völlig eigene Ebene bildet der Sound der Installation. Die
Geräusche der Videos verbinden sich zu einem Ganzen. Die einzelnen
Videos werden so zu einer einzigen Arbeit, die – polyphon oder
kakophon, je nachdem wie man es empfindet – den Sound der Straße
wiedergibt. Hier offenbart sich auch der Gegensatz zur zweiten
gezeigten Arbeit: Bei „Selected Works / Ausgewählte Arbeiten“
(2006-07), das bereits vor einem Jahr im < rotor > in Graz zu
sehen war, herrscht Stille. Doch vom Blickpunkt des Künstlers als
beobachtenden Teilnehmer, weisen sie in der Herangehensweise keinen
Unterschied auf. Der Titel selbst ist ein Spiel aus dem eigentlichen
Sinn des Wortes und dem Inhalt der Videos. Gezeigt werden verschiedene
24-Stunden-Porträts von ArbeiterInnen, die eine Auswahl an Arbeiten des
Künstlers darstellen, aber gleichzeitig auch eine Auswahl an Arbeiten,
die von Menschen dieser Erde ausgeführt werden.
In der Gemeinsamkeit der künstlerischen Herangehensweise und der
Gegensätzlichkeit des Sounds der beiden gezeigten Arbeiten findet sich
auch das Spannungselement dieser „Herbst“-tauglichen Ausstellung.
Nora Theiss