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Kleine Zeitung - 25.09.2009
Kunstpartisanen unterwegs
"Utopie und Monument" heißt in diesem und im nächsten "steirischen herbst" ein groß angelegtes Projekt mit Kunst im öffentlichen Raum.

Gut zwei Jahrzehnte ist es her, da sorgte beim "steirischen herbst 88" das Projekt "Bezugspunkte 38/88" für Aufsehen und Aufregung. Speziell Bill Fontanas Bespielung der Grazer Altstadt und Hans Haackes Verhüllung der Mariensäule am Eisernen Tor machten Schlagzeilen. Kunst im öffentlichen Raum fand seither immer wieder im "herbst"-Rahmen statt, nie mehr freilich so spektakulär.
Spektakuläres wie Dolorez Zinnys und Juan Maidagans "Curtain Call For Graz", ein Vorhang am Grazer Rathaus, und Andreas Siekmanns Kunst-Ufo imLandhaushof (wir berichteten) ist zu sehen. Aber um das Spektakel geht es bei "Utopie und Monument" nicht. Zentrum des Projekts sind der öffentliche Raum und der Umgang mit ihm.
Die von Sabine Breitwieser kuratierte Bespielung des öffentlichen Raums mit zeitgenössischer Kunst stellt die Frage, ob Kunst "überhaupt noch ein maßgebliches Feld gesellschaftlicher Auseinandersetzung" ist. Beide Titel-Begriffe seien in den vergangenen Jahren "kritisch analysiert" worden. Künstler, so die langjährige Direktorin der Generali Foundation, wären Utopien und Monumenten misstrauisch begegnet: "An die Stelle von Werken sind Kommunikations- und Handlungsstrategien getreten."
In dem auf zwei Jahre angelegten Unternehmen will man (dem Untertitel "Über die Gültigkeit von Kunst zwischen Privatisierung und Öffentlichkeit" gemäß) "die Utopie als Möglichkeitsraum und das Monument als Erinnerungsraum" untersuchen.
Heuer stellen sich zehn Künstlerinnen, Künstler und Künstlergruppen in den Dienst der Erforschung der Wirkkraft von Kunst außerhalb für sie reservierter Räume. Künstler aus Argentinien, der Türkei, Spanien, dem Iran, Deutschland, Kroatien, Großbritannien und Österreich haben sich auf Expeditionen im Stadtraum gemacht. In ihm setzten sie das Gefundene und Erfahrene in Arbeiten um.
Krieg & Frieden
Der Brite Nils Norman, seit Jahren in seinem "Urbanomics Archive" mit der "Militarisierung öffentlicher Räume" beschäftigt, entwickelte für den derzeit heftig diskutierten Stadtraum Volksgarten eine "Public Playscape Sculpture". Ein Pavillon wider uniforme Stadtmöblierung.
Ayse Erkmen, prominente türkische Künstlerin, richtet zehn "Gemütliche Ecken" ein. David Maljkovic aus Rijeka schlägt eine Akademie für Künste vor, just dort, wo das Trigon-Museum nicht realisiert wurde. Dem genaueren Blick enthüllt sich die vermeintliche Architektur als Partisanendenkmal.
Michael Zinganel, steirischer Künstler und Theoretiker, bringt sich als "guide" ein. Seine Behauptung: "Die Stadt spricht!". So heißt auch Zinganels Text im Ausstellungsführer.

Walter Titz