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Kleine Zeitung - 11.10.2009
Vergangenheit in der Zukunft
Erinnerung auf Schmalfilm ins Alter hinübergerettet.

Vor rund 50 Jahren filmte sich eine Gruppe von Kindern. Zwanzig Jahre später sahen sie sich die Szenen an und filmten sich neuerlich dabei. Heute, die Truppe ist um die Sechzig, stellen sie auf der Bühne die Szenen von damals nach, mit Darstellern aller drei Generationen.
Es ist ein merkwürdiges Zeit- in-Zeit-in-Zeit-Werk, das der argentinische Filmkünstler Federico Len beim steirischen herbst bietet. Was sich hier eingangs simpel liest, ist es nicht: Gegen Schluss sitzt man in der Zeitfalle, weiß nicht mehr, was gestern und heute ist, erblickt auf der Bühne eine (live?) gefilmte Bühne. Die Unterscheidungsmöglichkeiten von möglicherweise echtem Schmalfilmmaterial und nachgedrehten Szenen gehen verloren.
Es ist ein spröder, mit 45 Minuten kurzer Abend, der zumindest für ältere Zuseher geeignet ist, Melancholie aufkommen zu lassen. Wegen des Laufs der Zeit und des Verweichens von Jugend und Unschuld. Das überwiegend junge Publikum applaudierte nach der österreichischen Erstaufführung kurz, aber herzlich.

Frido Hütter