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Falter - 21.10.2009
Ins Mark
Alles wurscht, alles Blunz’n

Das Schöne am steirischen herbst ist ja nicht nur sein Programm im engeren Sinn, sondern vor allem auch das, was das Festival insgesamt über die Stadt aussagt, in deren Mitte es stattfindet. Heuer – das Festival erforschte Fragen der „Gleichgültigkeit“ – war in dieser Hinsicht einiges zu lernen. Zum Beispiel: Dass diese Stadt total vollgeramscht ist. Ein unaufhörliches Eventrauschen liegt über den Plätzen der Innenstadt, ein Rauschen, das aus den billigen Plastikzelten, aus den mächtigen Tonanlagen der Veranstalter und Werber quillt, ein Rauschen, das all das, was man einst unter öffentlichem Raum verstand, unter einer dicken Smogdecke des Kommerzes zu ersticken droht. Der Feinstaub ist nichts dagegen.

Die Kunst, die der herbst heuer bei „Utopie und Monument“ in den öffentlichen Raum setzte, hat das überdeutlich gemacht, kam aber nicht dagegen an. Kann sein, dass die Arbeiten zu schwach waren, die Zeit zu knapp, das Budget zu gering. Was bleibt, ist Michael Zinganels feiner „Ausstellungsführer“, der das Problem der „Gleichgültigkeit von Kunst zwischen Privatisierung und Öffentlichkeit“ einfach verständlich darstellt, und den man im Rathaus als Pflichtlektüre auflegen sollte. Überhaupt wünschte man sich doch ein entschieden größeres Interesse der Kultur-, Beteiligungs-, Tourismus- und Sonstwiereferenten von Stadt, Land und Bund für dieses auch heuer absolut solide gebaute und essenzielle steirische Festival. Und zwar eines, das auch mit deutlich höheren finanziellen Zuwendungen als bisher verbunden ist. Alles gleich und gültig? Mit welchem Kleinmut der herbst derzeit behandelt wird, kann einem jedenfalls nicht länger egal sein.

Thomas Wolkinger