artmagazine.cc - 28.09.2009
Herbst-Spaziergang
Jetzt gibt es sie also wieder: Arbeiten im öffentlichen Raum im Rahmen
des Steirischen Herbsts. Aber nicht nur eine Auftragsarbeit, sondern
gleich eine ganze Ausstellung bestehend aus zehn Positionen. Das auf
zwei Jahre ausgelegte Konzept von Kuratorin Sabine Breitwieser greift
einerseits die Tradition des Steirischen Herbsts auf, den öffentlichen
Raum, bzw. die Stadt Graz in das künstlerische Geschehen mit
einzubeziehen, andererseits soll es dem Andenken an den heuer
verstorbenen steirischen Künstler Hartmut Skerbisch dienen.
Die Art und Weise der in der Stadt verstreuten künstlerischen
Objekte, die man entweder zufällig oder mithilfe eines Plans findet,
erinnert stark an die Skulpturenprojekte Münster. Auch ist mit „Trickle
Down“ von Andreas Siekmann tatsächlich eine Arbeit in Graz zu sehen,
die für die Skulpturenprojekte Münster 2007 produziert wurde. Dass
gerade diese Installation im Landhaushof ebenso wie „Curtain Call“ von
Dolores Zinny und Juan Maidagan, das sich vor dem Rathaus auf dem
Hauptplatz befindet, allein schon durch ihre prominenten
Aufstellungsorte das Potenzial haben, das Grazer Bürgerherz zu
erhitzen, steht außer Debatte.
Ebenfalls ein Aspirant für einen Aufreger ist „Ein Monument für
Graz“ von David Maljkovic, eine Bautafel, welche die Errichtung eines
monumentalen Bauwerks ankündigt. Als Platz dafür wurde der
Karmeliterplatz gewählt, der nicht nur durch den Sitz der
ÖVP-Parteizentrale brisant ist, sondern auch weil dieser Platz vor
Jahren als möglicher Kunsthaus-Standort im Gespräch war.
In weiterer Folge visualisiert Ayse Erkmen wie Verwirrung stiftend
Zeichen und Formen im Stadtraum sein können und bemüht Nairy Baghramian
den Künstler für den öffentlichen Raum per se Henry Moore. Es werden
Brachflächen untersucht (Lara Almarcegui), Karten verschickt (Heather
und Ivan Morison), ein fiktiver Stadtdialog geführt (Michael Zinganel)
sowie Plätze, die im allgemeinen Grazer Bewusstsein als nicht gerade
attraktiv gelten, wie der Volksgarten (Nils Norman) und der Raum um das
Bad zur Sonne bespielt. Hier befindet sich ein Pavillon der Kooperative
für Darstellungspolitik, die nicht nur selbst öffentlichen Raum
einnehmen, sondern deren Objekt auch von Kuratorin Sabine Breitwieser
eingenommen wurde und quasi als Ausstellungszentrum dient, in dem die
Geschichte von Monumenten im öffentlichen Raum grafisch aufbereitet zu
sehen ist.
Nora Theiss