Kleine Zeitung - 03.10.2009
Tanzen über Architektur
Doppelte Uraufführung im "steirischen herbst".
Wippen,
schwanken, zittern, ruckeln. Aus einem Grundrepertoire minimaler
Bewegung schälen sieben Performer eine Choreografie, die soziale Muster
sichtbar machen will. Individueller Rhythmus mündet in Schwarmgebaren,
schließlich bewegt sich ein einziger Organismus durch den Raum: "Giant
City" der Dänin Mette Ingvartsen beschreibt in spröder Bildlichkeit und
minimalistischer Konsequenz körperliche Transformationsprozesse in
urbaner Situation.
"Tanzen über Architektur" gilt als gängige Spottformel für
prätentiöse Kunst; aber Ingvartsens Tänzer finden hier zu etlichen
schönen Bildern, zu polyrhythmisch anmutenden Bewegungsveränderungen.
Gänzlich in Schönheit ertrinkt dann der zweite Teil des Abends.
"Evaporated Landscapes" ist Tanz ohne Tänzer - deren Rolle nehmen
Schaum, Licht, Nebel, Seifenblasen ein. Dabei entstehen hübsche Bilder,
die sich als Raumstudie ausgeben. Dann schon lieber Tanzen über
Architektur.