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Die Presse am Sonntag - 27.09.2009
Im Werden
Sabine Breitwieser, früher Direktorin der Generali Foundation, gestaltet beim >Steirischen Herbst< die Ausstellung >Utopie und Monument<: Kunst im öffentlichen Raum.

Den Künstlern über die Schulter geschaut
Ja gerne, das interessiert mich. Ich werde mich auch sicher bewerben, wenn nichts anderes passiert." 2010 läuft Direktor Edelbert Köbs Vertrag beim Wiener Museum Moderner Kunst aus. Sabine Breitwieser würde die Position reizen. Dass der Bau im Museumsquartier zu klein, ein Ausbau, Neubau unwahrscheinlich ist, stört sie nicht: "Es kommt ja auf die Inhalte an." Das gilt auch für "Utopie und Monument I", eine Ausstellung mit Kunst im öffentlichen Raum, die Breitwieser beim "Steirischen Herbst" in Graz betreut. Zehn Künstler nähern sich dem abgebrauchten Thema auf originelle Weise: Der Deutsche Andreas Siekmann rollte einen Riesenmüllball in den Landhaushof. Der Österreicher Michael Zinganel erzählt bedrohliche Geschichten über Graz.
Wie würde Breitwiesers Beitrag zum Thema aussehen? Sie wird ihn 2010 bei Teil II der Schau zeigen: Eine von mehreren Künstlerinnen gestaltete Frauenskulptur, die den Feminismus illustrieren soll. Die Stadt sei heute in der Hand des Stadtmarketings, sagt Breitwieser: "Es gibt keine Freiflächen. Alles ist voll mit Kommerz." Der Titel der Ausstellung weckt Assoziationen. Breitwieser: "Utopie und Monument" seien "schwer belastete Begriffe", Utopien ziehen Monumente nach sich, die später wieder gestürzt werden, wie die Stalin-Statuen nach dem Zusammenbruch des Kommunismus: "Utopien werden einem oft aufgezwungen", sagt Breitwieser: "Wer kümmert sich um die Monumente, wenn die Utopien verschwunden sind? Was bedeuten überhaupt Monumente in einer Zeit ohne Utopien?" Fragestellungen, die zum Denken anregen sollen. Provokation ist nicht intendiert, wiewohl gerade Kunst im öffentlichen Raum Menschen oft aufregt. 150.000 Euro beträgt das Budget. "Das ist nicht viel. In Wien wird das für eine einzige Skulptur im öffentlichen Raum veranschlagt."

Barbara Petsch