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Salzburger Nachrichten - 05.10.2009
Gefährlich ist die Welt, tiefschwarz der Humor
teirischer herbst. Eine Flucht in die Katastrophe von und mit Forced Entertainment sowie anstrengendes Lachen von Antonia Baehr.

ie Welt, in der sich das über Fotoprojektionen und Synchronstimmen präsente Pärchen bewegt, ist düster und gefährlich. David Lynch und Quentin Tarantino könnten Paten der von der britischen Theater- und Performancegruppe Forced Entertainment im Grazer Orpheum erzählten Geschichte sein: Brutale Schussattacken, abgetrennte Körperteile in der Wiese, Wiedergänger und andere Blut- & Horrorsequenzen säumen den Weg des Paares, das trotz Endlos-Unbill stets von (Lebens-)Mut erfüllt ist.
"Void Story", die in einer Urfassung bereits im Wiener Tanzquartier gezeigte Produktion der theatralischen Grenzgänger unter der Leitung von Tim Etchells, ist eine mit schwarzem Humor aufgeladene Mischung aus Fotoroman und Hörspiel: eine Flucht in eine permanente Katastrophe, wobei die trocken-satirische Umsetzung durchaus auch Anklänge an Monty Python aufweist.
Forced Entertainment, diese stets um Erweiterung des theatralen Handlungsspektrums bemühte Gruppe aus Sheffield, entführt ihr Publikum in eine Welt der mörderischen Insekten, der mysteriösen Entführungen, gruseligen Kinder und der unheilschwangeren Jahrmärkte. Aus diesem in Schwarz-Weiß gezimmerten Albtraum gibt es kein Entrinnen: Die comichafte, bei der Österreichischen Erstaufführung in Graz nur dürftig besuchte "Void Story" erschöpft sich ab einem gewissen Zeitpunkt aber im Charme des Dialogs aus eingespielten Bildern und der live gesprochenen, mit Musikuntermalung und Hörspieltricks ergänzten Texte. In der Regie von Tim Etchells agieren Robin Arthur, Richard Lowdon, Cathy Naden und Terry OConnor; auch wenn das Unglücksrad heftig rotiert, ist Schmunzeln erlaubt. "Void Story" gehört nicht zu den brillantesten Theaterarbeiten von Forced Entertainment, ist aber ein präzis gestaltetes Spiel mit aus vielen Medien bekannten Unheilsvisionen.Partituren des Lachens Im Grazer Dom im Berg wiederum lud die deutsche Künstlerin Antonia Baehr zu einem Versuch über das Lachen. Lachpartituren, von Freunden und Verwandten verfasst, wurden von Baehr interpretiert. Das angestrebte Befragen einer Ausdrucksform kippte durch die Verwendung eines Zerrspiegels, von Schallplatten und Tontechnik in ein anstrengendes Konsumieren möglichst origineller Lacher.
Viel aufgesetztes, exaltiertes Gelächter, viel extrovertiertes Beiwerk, das Lachsalven im Publikum bewirkte. Komik sei nicht ihr Ziel, sagt die Künstlerin, die mit der Performance letztlich scheitert. Schade um den an sich spannenden Ansatz.

Martin Behr