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Falter - 07.10.2009
Die Kunst des Interviews: Gerede im Gerede
Eine der ältesten Kulturtechniken zum Fühlbarmachen kommunikativer Zweisamkeit steht im Zentrum einer Auseinandersetzung, die der Kunstverein Medienturm zum steirischen herbst beisteuert.

Die Ausstellung „talk talk“ stellt nicht einfach Interviews aus, sondern ist dem Format Interview als solchem auf der Spur, versteht dasselbe laut Eigendefinition „als künstlerische Praxis“ und bringt also zum Vorschein, was im Interview sonst nie zum Vorschein kommen darf: das Kalkül, das die Ästhetik unterschiedlichster Gesprächssituationen bestimmt.
Nach einer Idee von Marc Ries haben Reinhard Braun und Hildegard Fraueneder eine dichte Sammlung an künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Thema zusammengetragen, die so ziemlich alles infrage stellt, was eigentlich die Gutgläubigkeit des Endverbrauchers garantieren sollte. Wenn etwa Yvon Chabrowski in „An interview with H.R.H. The Princess of Wales“ das letzte offizielle Interview mit Lady Diana nachstellt, dann lässt sie auch die sonst unsichtbare Materialität des Videobildes evident werden, zeigt das Set mit all seinen Nebengeräuschen, die technische Maschinerie, die hinter all dem steht, was man als unschuldiger Betrachter sonst für bare Münze und spontanen Ausdruck hält. Und wenn Corinna Schnitt in „Living a beautiful life“ ein Paar über ihr glückliches Leben in Los Angeles berichten lässt, wird erst mit der Zeit, durch kleine, leise Widersprüche klar, dass das Erzählte nicht auf konkreten Lebenswirklichkeiten beruht, sondern auf Umfrageergebnissen. So feinsinnig wie in dieser Heterophonie unterschiedlichen Geredes wurde man noch selten desillusioniert.