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Kronen Zeitung - 17.10.2009
Hitzige Zeiten


Der "steirische herbst" 2009 ist fast vorbei. Für Intendantin Veronica Kaup-Hasler brechen aber jetzt hitzige Zeiten an. In den nächsten Wochen wird mit den Vertretern der "öffentlichen Hand" der neue Finanzierungsvertrag für fünf weitere Jahre verhandelt. Kein leichtes Unterfangen in Zeiten, in denen die Krise jedwedes Blockieren rechtfertigen soll. Mit dem "herbst" steht jedoch ein Wert auf dem Spiel, immerhin ist er eines der traditionsreichsten Avantgardefestivals Europas. Also ist die Kulturpolitik gefordert, ein Bekenntnis abzulegen, das so schwer nicht fallen sollte. Die Wünsche der Intendantin sind gar nicht so groß. Sie möchte, dass die Sonderdotationen der vergangenen Jahre (200.000 ¤) in die Basisfinanzierung überführt werden. Das Budget des Festivals liegt derzeit bei 3,6 Millionen Euro, das ist der gleiche Stand wie in den späten 1990er-Jahren. Es geht also nicht einmal um eine Erhöhung, sondern simpel um eine Wertanpassung.
Sollte das nicht passieren, wird vieles im "herbst" nicht mehr möglich sein. Seinen Status als produzierendes Festival könnte er dann gleich an den Nagel hängen. Die vielen bereits jetzt notwendigen Koproduktionen führen dazu, dass man kaum noch (international beachtete) Uraufführungen zeigen kann. Gerade das war und ist aber die Stärke des "herbst".
Es ist also an der Zeit, dass Kulturpolitiker wieder Verantwortung übernehmen und sich nicht hinter der Krisenrhetorik verstecken.

Michaela Reichart