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Kronen Zeitung - 03.10.2009
Körper, Raum und Landschaft
Gleich zwei Uraufführungen bescherte die junge dänische Choreografin Mette Ingvartsen dem "steirischen herbst" im Grazer MUMUTH.

Körper und deren Verhältnis zur Landschaft sind ihre Themen in "GIANT CITY" und in "evaporated landscapes" - wenn auch der Zugang unterschiedlicher nicht sein könnte.
Spannungen, denen Körper ausgesetzt sind, dominieren in "GIANT CITY", Landschaften ohne Körper in "evaporated landscapes". Beide Stücke von Mette Ingvartsen wurden im Rahmen des "herbst" uraufgeführt. Eigentlich sollte sich der Abend ursprünglich als Einheit präsentieren, als Erforschung des Körpers in der ihn umgebenden Architektur und Landschaft. Die Unterschiedlichkeit der beiden Teile hat aber dann doch dazu geführt, zwei einzelne, voneinander weitgehend unabhängige Produktionen daraus zu machen. Und soMICHAELA REICHARTzeigen die dänische Choreografin und ihre Truppe an einem Abend gleich zwei Stücke, die sich höchst unterschiedlich ausmachen. In "GIANT CITY" stellt Ingvartsen den menschlichen Körper ins Zentrum ihrer Arbeit. Im leeren, fast dunklen und sehr stillen Raum setzt sie ihn verschiedenen Spannungen aus, lässt ihn in Bewegung geraten, zucken und schwingen, manchmal kraftvoll, dann wieder nur erahnbar. Ihre sieben Tänzer zeigen nicht nur eine vielschichtige nonverbale Kommunikation, jeder einzelne muss auch den Raum für sich und seine Mittänzer definieren. Dabei gibt Ingvartsen eine große formale Strenge vor, lässt sich Zeit mit dem Aufbau der Spannung und dem Ausklang derselben. Eine hochinteressante Auseinandersetzung mit dem Körper in imaginären Räumen, die an die Grenzen des konzeptuellen Tanzes geht. An die Grenzen geht Ingvartsen auch mit der zweiten Produktion des Abends. "evaporated landscapes" ist sozusagen das komplette Gegenteil von "GIANT CITY". Geht es hier um Körper ohne Landschaft, folgt im zweiten Stück die Landschaft ohne Körper. Mit viel Kunstnebel, Schaumbergen, Seifenblasen und farbigem Licht wird hier eine Landschaft geschaffen, die traumhaft und irreal ist, aber auch hart an der Kitschgrenze vorbeischrammt. Vom Schöpfungsmythos über das Spiel mit den Elementen bis hin zum finalen Regenbogen reicht die kulinarische Palette. Hatte man am Beginn des Abends noch das Gefühl, in einem Science Fiction-Film gelandet zu sein, dominierte gegen Ende das prachtvolle Fantasy-Spektakel.