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Die Krise der Gleichheit
Videoprogramm
12% Aktivismus
47% Medienkritik
23% Krise
18% Gegensätze


Leben wir in einer Zeit der Gleichheit, der sozialen Durchlässigkeit, der vielfältigen Möglichkeiten und Optionen, damit aber auch in einem System der unendlichen Zusammenhänge? Woran sich aber dann orientieren? Dem viel zitierten Krieg der Zivilisationen stehen Rhetoriken eines toleranten Multikulturalismus gegenüber, die mitunter zu Parodien des Pluralismus verkommen. Trennen uns also doch bestimmte Werte und Lebensweisen, die nicht für alle gleich gültig sind? Wo aber werden diese Werte produziert und in Umlauf gebracht, nach dem Ende der großen Erzählungen und dem Niedergang der massenmedialen sozialen Steuerungen der Moderne?
„Die Krise der Gleichheit“ zeigt exemplarische Videoarbeiten seit 1967, in denen die Rolle von Gewalt, das Verhältnis von sozialen Bewegungen und Medien, die Rolle von Information und der Nachrichten, von Partizipation und Popkultur zum Inhalt gemacht werden und damit jene Diskurse, die über die Gültigkeit von Ideen, Werten und Lebensformen entscheiden.


Programm

Mo 28/09, 19.30 – The revolution will not be televised


Einführung der Kuratoren

Richard Serra (USA) „Television Delivers People“ 1973, 5’
Ein Meilenstein der Kritik populärer Medien als Instrument sozialer Kontrolle, dessen subtile Wirkung auf die Bevölkerung über ‘Unterhaltung‘ funktioniert: mit Muzak unterlegte Statements von Konferenzen zur Fernsehwerbung entlarvt die manipulative Struktur des Mediums.

Zbigniew Rybczynski (PL) „Mein Fenster“ 1979, 2’ 33’’
Ein verblüffendes visuelles Experiment, in dem ein Fernseher bzw. der Nachrichtensprecher, ein Wellensittich in einem Käifg und eine Flasche Wein im Fernsehbild einmal ganz langsam um die eigene Achse gedreht werden.

Antoni Muntadas, Marshall Reese (E/USA) „Political Advertisement (1952-2008)“ 2008, 75’
Eine historische Untersuchung der Wahlkampagnen um die amerikanische Präsidentschaft seit 1952. Das Resultat ist eine Sozial- und Mediengeschichte, die aufzeigt, wie aus Wahlwerbespots politische Strategien und manipulative Marketingtechniken geworden sind.

telewissen (D) „documenta der Leute“ 1972, 30’
Die zu dieser Zeit in der Öffentlichkeit noch ungewohnte Videotechnik mit ihrer gleichzeitigen Wiedergabe des aufgezeichneten Bildes wird von der Gruppe „telewissen“ als Mittel verwendet, um kommunikative Situationen im öffentlichen Raum zu stimulieren.

Maria Vedder (D) „Pal oder Never the Same Color“ 1988, 6‘
Der „Kampf“ zweier Normen der Fernsehwiedergabe – PAL und NTSC – wird in einer farbintensiven und variationsreichen Videocollage thematisiert. Die technischen Bedingungen der elektronische Wiedergabe von Farben wird zu einem ironischen Spiel mit Medienwirklichkeit.



Mo 05/10, 19.30 – Looking closer

Shelly Silver (USA) „1“ 2001, 3’
Eine Gruppe von Polizisten, die sich unterhalten und lachen, aber zugleich jede verdächtige Bewegung registrieren. Ein kurzes Video über Sehnsucht, Bedrohung, Macht und Verführung, in dem die Kamera im Gegenzug als Aggressor, Vermittlungsinstanz und Geständnis fungiert.

Helke Sander, Harun Farocki (D) „Brecht die Macht der Manipulateure“ 1967/68, 48’
Der Film zeigt die Kampagne gegen den Springerkonzern durch die Studentenbewegung und einen Teil ihrer Folgen. Ein wenig bekanntes filmisches Dokument der Kritik an Medienmacht und deren Einflüsse auf öffentliche Meinungen.

Jeroen Kooijmans (NL) „Lost Recording“ 2006, 2’
Eine merkwürdige „Nachricht“ aus dem Keller, von einem maskierten Mann, einem Raben und einem Baby, die an Bekennervideos von vermummten Kidnappern erinnert. Doch es ist nicht der Mann, der spricht, die Nachricht kommt eigentlich von dem Baby ...

Martha Rosler (USA) „A Simple Case for Torture“ 1983, 62’
Bereits 1983 untersucht die Künstlerin Argumente zur Akzeptanz der Folter, wie sie im Newsweek-Magazin erschienen. Eine kommentierte Assemblage von Zeitungsmeldungen über Menschenrechte, Arbeitslosigkeit und globale Ökonomie – aus aktuellen Anlässen.


Mo 12/10, 19.30 – I love my God

Dan Graham (USA) „Rock My Religion“ 1982-1984, 55’
Eine provokative These zum Verhältnis von Religion und Rockmusik in Form einer Collage von Text, Film und Performances, die einen Essay über die ideologischen Codes und historischen Kontexte des kulturellen Phänomens Rockmusik ausbreitet.

Köken Ergun (TR/NL) „The Flag“ 2006, 9’
Am „Tag des Kindes“ in Istanbul aufgenommen, zeigt der Film die Einübung,nationalistischer Rituale und Texte durch Kinder – eine pompöse patriotische Szenerie staatlicher Kontrolle.

Shahram Enthekabi (IR/D) „Happy Meal“ 2004, 12’
Ein mit einem Chador bekleidetes iranisches Mädchen genießt ihren Burger in einem Berliner McDonnald's – die Widersprüche zwischen Assoziationen über islamischen Fundamentalismus und westlichem Hedonismus werden genüsslich inszeniert.

Neil Beloufa (F) „Kempinski“ 2007, 14’
Was als mysteriöser Ort und Science Fiction erscheint, setzt sich aus Zukunftsvorstellungen zusammen, die Bewohner verschiedener Städte in Mali äußerten. Ein anderes Afrika, das unsere exotischen Erwartungen und Stereotypen enttäuscht.


Mit Unterstützung durch arsenal – institut für film und videokunst (Berlin), Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen (Berlin), Electronic Arts Intermix (New York), Netherlands Media Art Institute (Amsterdam), Video Data Bank (Chicago) & ZBIG VISION (Los Angeles)


Mo 28/09, 19.30
Mo 05/10, 19.30
Mo 12/10, 19.30

Eintritt frei



Festivalzentrum
Kuratiert von
Maria Morata (E/D) &
Reinhard Braun (A)